Stoffwindeln sind heute wirklich nicht mehr das, was viele sich darunter vorstellen – zumindest nicht die klassischen Mullwindeln ums Baby gewickelt und mit Sicherheitsnadel fixiert. Am Stoffwindelmarkt hat sich in den letzten Jahren einiges getan, und als ich mich erstmals mit dem Thema beschäftigt habe, war ich ehrlich gesagt völlig überfordert.
Es gibt so viele verschiedene Systeme, Materialien, Verschlüsse und Passformen – mein Kopf war schnell voll. Zwei Wochen lang habe ich in jeder freien Minute recherchiert, gelesen, verglichen.
Damit du dir das ein bisschen leichter machen kannst, bekommst du hier meinen persönlichen Überblick über die gängigsten Stoffwindelsysteme – samt meiner eigenen Erfahrungen dazu. Du kannst gern auch nur den informativen Teil lesen und meine Meinung überspringen. Und wenn du eigene Erfahrungen gemacht hast – bitte schreib sie in die Kommentare, ich freue mich immer auf Austausch!
Vorweg: Grundsätzliches zu Material, Verschluss & Größen
Verschlüsse: Snaps, Klett oder Schlupf?
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Snaps (Druckknöpfe)
Robust, langlebig, waschmaschinenfreundlich. Perfekt, wenn dein Kind schon mobil ist und du nicht willst, dass es sich selbst „freistrampelt“. -
Klettverschluss
Super schnell und intuitiv – gerade für Wickelanfänger*innen oder wenn’s mal schnell gehen muss. Wichtig: Klett beim Waschen immer schließen! -
Schlupfhosen
Wie eine Unterhose zum Hochziehen, mit weichen Bündchen. Gemütlich – gerade nachts – aber sie machen auch einen etwas größeren Popo.
Wir verwenden beides: Snaps und Klett. Je nach Situation. Klett ist für unterwegs und fremde Betreuungspersonen oft praktischer.
Materialien: PUL oder Wolle?
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PUL – Atmungsaktives, laminiertes Material, das wasserundurchlässig ist, ohne komplett abzudichten.
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Wolle – Ein Naturmaterial, das gefettet werden muss, um dicht zu sein. Klingt aufwendig, ist es aber nicht! Zudem neutralisiert sie Gerüche und ist besonders hautfreundlich. Wir lieben Wolle – sie ist weich und kuschelig (Merino sei Dank!).
Größen: One Size oder größenbasiert?
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One Size – Eine Windel, die dank Verstellmöglichkeiten von Geburt bis zum Trockenwerden mitwächst. Klingt gut, sitzt aber nicht immer perfekt.
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Größenwindeln – Besserer Sitz, aber du brauchst mehrere Größen im Laufe der Zeit.
Für Neugeborene empfehle ich sowieso die spezielle Newborn-Größe – die sitzen einfach besser.
Die Stoffwindelsysteme im Überblick
Du musst dich übrigens nicht auf ein System festlegen – viele Familien (so wie wir) nutzen eine bunte Mischung!
1. Überhosen
Die klassische Kombi: Eine Überhose aus PUL oder Wolle hält dicht, darunter liegt das Saugmaterial deiner Wahl (z. B. Mullwindel, Einlage, Prefold).
Super flexibel & kostengünstig – ca. 5 Überhosen reichen für den Anfang!
Tipp:
Wir verwenden am liebsten Einlagen – die machen einen schlanken Windelpopsch. 😉
Varianten:
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Mit Laschen (vorne/hinten), um Einlagen zu fixieren
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Ohne Laschen – da kann beim Wickeln schon mal was verrutschen
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Snap-In-One (SIO): Einlagen werden per Druckknopf befestigt → ideal für den Kindergarten & unterwegs

2. Höschenwindeln
Komplett saugfähig – ideal für die Nacht.
Drüber gehört aber unbedingt eine Überhose.
Wir nutzen Höschenwindeln ausschließlich nachts. Sechs Stück reichen völlig, wenn du alle drei Tage wäschst.
Höschenwindel und Woll-Überhose
3. Pocketwindeln
Eine Tasche in der Windel, in die du Einlagen „stopfst“. Außen PUL, innen weich.
Einmal gestopft = wie eine Wegwerfwindel. Praktisch für unterwegs oder Betreuungspersonen.
Ich empfehle sie besonders mit Klettverschluss für alle, die sich beim Wickeln noch nicht ganz sicher fühlen.

4. All-in-One (AIO)
Alles in einem: Saugmaterial ist eingenäht. Windel anlegen – fertig!
Nachteil: Längere Trocknungszeit und weniger flexibel, was die Saugkraft betrifft.
Meine Erfahrung: Für die Fremdbetreuung oft empfohlen, aber ich finde Pocketwindeln praktischer – bei AIOs verrutscht schnell mal was oder sie sitzen nicht ganz optimal.
unterschiedlich eingenähte Einlagen in AIOs. Unsere AIO Favoriten findest du hier und hier.
5. 3-in-1-Systeme
Bestehen aus drei Teilen: Außenhülle, wasserundurchlässige Innenwanne, und Einlage.
Vorteil: Meist muss nur die Innenwanne gewaschen werden → spart Zeit und Geld.
Ein solides System, das allerdings in Österreich noch nicht so verbreitet ist.
🌿 Mein Fazit
Jedes System hat seine Stärken – und Schwächen.
Und jedes Kind ist anders. Was bei einem perfekt sitzt, passt beim nächsten gar nicht.
Darum: Testet euch durch! Kombiniert, mischt, probiert aus. Kauft nicht gleich eine Komplettausstattung von einem System – das lohnt sich meist nicht.
Wir wickeln zu Hause mit Überhosen und Einlagen, unterwegs mit Pocketwindeln. Für die Nacht nutzen wir Höschenwindeln, ab und zu auch mal AIO oder 3-in-1. Bei den Materialien greifen wir sowohl zu Wolle als auch PUL – mit Snaps und Klett.
So finden wir für jede Situation genau das Richtige 💛
